Die Besitzer des bescheidenen aber sorgfältig gestalteten Einfamilienhauses aus den 40er-Jahren wünschten sich ein zusätzliches Zimmer im Schlafgeschoss. Da bot es sich an, den einstöckigen Gebäudeteil auf der Ostseite des Hauses aufzustocken. Knackpunkt war jedoch, dass genau an dieser Gebäudeecke ein erst kürzlich eingebautes Badezimmer den Weg in das neue Volumen 'versperrte'. Ein Kunstgriff war also gefragt, um die fast neuen Elemente der Nasszelle nicht obsolet zu machen. Vom bestehenden Badzimmer wurde die Dusche und das WC mittels unterschiedlich stark verspiegelten Glaswänden abgetrennt und in eigenständige Funktionselemente umgewandelt. Durch den so entstehenden Zwischenraum wird das neue Zimmer erschlossen. Der schmale Gang, welcher in das neue Zimmer führt, wirkt durch die beidseitig verspiegelten Wände grosszügiger als er ist und transportiert Licht und diagonale Sichtbezüge quer durch das Gebäude. Die verspiegelten Oberflächen lassen auch eine komplexe optische Erweiterung des Treppenraums entstehen. Im neuen Elternschlafzimmer bleibt der Holzelementbau der Aufstockung weitgehend unverkleidet. Die Fassadenhülle der Auftstockung wird im oberen Bereich mit Tonziegeln verkleidet. Gegen unten wird sie über verputze Flächen mit der bestehenden Fassade 'verschliffen'. Das bestehende Vordach über der Eingangstüre wird über Abstraktion spielerisch verfremdet, und zwar mittels einer überdimensionalen Hohlkehle.
Dachaufbau und Umbau Einfamilienhaus. Realisierung 2016. In Baden. Private Bauträgerschaft. In Zusammenarbeit mit Raumanzug GmbH, MWV Bauingenieure AG. Fotografie von Christoph Lüber